sweets processing 7-8/2024

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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ifp: der Klimawandel, die geopolitische Lage und die Qualitätssicherung

Die Süßwarenindustrie steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sich u. a. aus dem Zusammenwirken des Klimawandels, der geopolitischen Lage und der global vernetzten Lieferketten ergeben. Diese Faktoren haben direkte Auswirkungen auf die Qualität der Lebensmittel und erfordern eine eingehende Analyse sowie innovative analytische Lösungsansätze.

Von Liza Beau


Als Erstes soll ein Blick auf die klimatischen Herausforderungen geworfen werden: Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die zunehmende Unsicherheit in der Beschaffung von Rohstoffen aufgrund wechselnder bzw. extremer Wetterbedingungen. Ungünstige Temperatur und Feuchtigkeitsbedingungen führen teilweise zu kompletten Ernteausfällen oder können das Wachstum von Schimmelpilzen, die Mykotoxine wie Ochratoxin A bilden, fördern. Dies betrifft im besonderen Maße den Anbau von Kakao und Getreide.

Folglich führen Missernten zu einer geringeren Verfügbarkeit und Qualität der Rohstoffe. Aufgrund dessen ist es mitunter erforderlich, auf alternative Lieferanten auszuweichen, bei denen die Rohstoffqualität möglicherweise unbekannt oder minderwertig ist. Um die Qualität der Rohstoffe sicherzustellen und Rückrufe von Lebensmitteln zu vermeiden, ist daher ein risikobasiertes Monitoring essenziell.

Global vernetzte Lieferketten der Süßwarenindustrie bergen Risiken. Die divergierenden Qualitätsstandards bei der Ernte, Lagerung oder dem Transport, die u. a. durch die geografischen und geopolitischen Unterschiede bedingt sind, können zu variierenden Rohstoffqualitäten führen.

Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOAH), die ubiquitär in der Umwelt vorhanden sind, gelangen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Lebensmittel, wodurch sie in komplexen Warenketten nur schwer zu vermeiden sind. Sie stellen dadurch eine der größten Herausforderung für Lebensmittelunternehmen in der letzten Zeit dar.

Das Thema MOSH/MOAH hat auf europäischer Ebene zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies ist nicht zuletzt auf die im September 2023 veröffentlichte Risikobewertung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bezüglich Mineralölkohlenwasserstoffen zurückzuführen. In der Veröffentlichung wird beschrieben, dass MOAH mit drei und mehr aromatischen Ringen potenziell kanzerogen und genotoxisch sind. Infolgedessen plant die Europäische Union, Ende des Jahres 2024 Höchstgehalte für MOAH in Lebensmitteln in der Kontaminantenverordnung (VO (EU) 2023/915) festzulegen.

Angesichts dieser Entwicklungen ist ein kontinuierliches Monitoring sowohl der einzelnen Rohstoffe als auch der Fertigprodukte auf MOSH/MOAH zu empfehlen. Basierend auf den ermittelten Ergebnissen ist das Untersuchungsspektrum entsprechend anzupassen. Sollten die Rohstoffe frei von Kontaminationen sein, das Endprodukt jedoch kontaminiert sein, sind die einzelnen Prozessschritte gezielt zu überprüfen.

Neben der Kontamination mit MOSH/MOAH sieht sich die Süßwarenindustrie mit einer Reihe weiterer Kontaminanten bzw. Rückstände konfrontiert. Schwermetalle wie Nickel, Cadmium und Blei gelangen oft durch umweltbedingte Faktoren in die Lebensmittelkette.

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Risiken müssen sich Lebensmittelunternehmer auch kontinuierlich mit den sich ständig verändernden europäischen Rechtsgrundlagen auseinandersetzen. Ein Beispiel dafür ist die kürzlich geänderte europäische Kontaminantenverordnung (VO (EU) 2023/915), die ab dem 1. Juli 2025 erstmals Höchstgehalte für Nickel in Lebensmitteln festlegt.

Die Süßwarenindustrie muss angesichts multifaktorieller Einflüsse einen ganzheitlichen, qualitätssichernden Ansatz implementieren. Hierfür werden u. a. Root-Cause-Analysen (RCA) verwendet. Sie sind ein wichtiges Tool, um Ursachen von Kontaminationen in Süßwaren zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu entwickeln.

Sie ermöglicht die präzise Ermittlung der Eintragsquellen von Kontaminanten und Rückständen, indem u. a. detailliert die Rohstoffe und jeweilige Zwischenprodukte aus den einzelnen Produktionsschritten geprüft werden, vom Ursprungsland bis zum fertigen Endlebensmittel.

Zu den Mineralölkohlenwasserstoffen zählen Stoffgemische gesättigter Kohlenwasserstoffverbindungen aus Mineralöl (MOSH) und Stoffgemische ungesättigter bzw. aromatischer Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH).

Das ifp unterstützt bei der Entwicklung sinnvoller und risikobasierter Prüfpläne, welche eine bestmögliche Balance zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet. Der Einsatz schneller und empfindlicher Nachweismethoden ermöglicht dem ifp die effektive Sicherstellung der Qualität und Sicherheit Ihrer Lebensmittel. Das ifp ist stets über die aktuellen rechtlichen Entwicklungen informiert und berät proaktiv über anstehende Änderungen.

 

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