sweets processing 5-6/2024

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

ZDS

 
 
 

Für den SG weltweit unterwegs

Nach 32 Jahren Tätigkeit für Sweets Global Network hat sich Hans Strohmaier in den ­Ruhestand verabschiedet. Ab 1996 vollzog er als Geschäftsführer und später als Vorstands­vorsitzender ­engagiert und konsequent den Wandel vom ursprünglichen Bundesverband des ­Süßwaren-Groß- und Außenhandels hin zu Sweets Global Network als international ­anerkannter Plattform der gesamten süßen Branche. Neben der Kernzielgruppe von ­Süßwarenindustrie und Handel spielt zunehmend auch das Zulieferspektrum eine große Rolle für die Verbandsarbeit, intensiv gefördert durch die Fachzeitschrift sweets processing.


Häufig sieht man erst im Rückblick, wie enorm sich Unternehmen, Institutionen und ­Organisationen im Laufe der Jahre verändert haben. Als Hans Strohmaier im Dezember 1996 von seinem Vorgänger Heiner Ernst das Ruder beim damaligen Bundesverband des Süßwaren-Groß- und Außenhandels übernahm, war „der SG” – so war der ­Verband weithin bekannt – in einer wahrlich heiklen Phase. Man muss sich vor Augen halten, dass es in den 1950er-Jahren in Deutschland schätzungsweise mehr als 2.000 Süßwarengroßhändler gab, die lange Zeit die Kerngruppe des Verbands gebildet hatten. Ende der 1990er-Jahre war davon nicht mehr viel übrig: Nach der Fusion von Lekkerland und Sügro ­waren neben dem dominierenden Convenience-Spezialisten nur noch ein paar Dutzend Familienbetriebe aktiv. Zusammen mit den Importeuren, der zweiten Säule des Verbands, sank die Mitgliederzahl kontinuierlich auf den Tiefstand von rund 110 Unter­nehmen zum damaligen Zeitpunkt.

So begann die „Reise“ des SG mit Hans Strohmaier mit dem klaren Auftrag, den Verband für die gesamte Branche zu öffnen und internationaler aufzustellen. „Ohne die rückhaltlose Unterstützung des damaligen Vorstands mit Lothar Kempermann, Dr. Udo Gyllensvärd und Stefan ­Pfander wäre dies in den ersten zwei Jahren nicht möglich gewesen“, erinnert sich Strohmaier. Dr. Gyllensvärd hielt für den neuen Geschäftsführer den Draht zu den Großhändlern, Kempermann öffnete die Türen zum Einzelhandel und Wrigley-Europachef Pfander vermittelte die ersten Kontakte zum internationalen Süß­warengeschehen.

Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre die heute weithin anerkannte ­Informationsbörse und Kommunika­tionsplattform Sweets Global Network mit Kontakten in alle Welt, mit derzeit über 300 Mitgliedsfirmen und mehr als 50 Fördermitgliedern aus dem ­Zulieferbereich. Der Verband bietet eine Fülle von hochkarätigen Veranstaltungen wie beispielsweise den ­Internationalen Süßwaren-Kongress in Berlin mit zuletzt mehr als 550 Teilnehmern aus über zehn Ländern, darunter auch eine große Zahl von ­Verantwortlichen aus den Bereichen Ingredienzien, Technologie, Logistik, Qualitätssicherung und Verpackung. Dass zuletzt knapp ein Drittel der Sponsoren des Kongresses aus dem Zulieferbereich kamen, freute Strohmaier ganz besonders.

Dabei war dies am Anfang so nicht geplant. Es war indes stets ein Markenzeichen des SG-Chefs und seines Teams, offen für neue Ideen zu sein. „Es war Wolfgang Bahmann, seinerzeit Geschäftsführer der Rotopack GmbH, der mich 1999 fragte, ob wir im SG-Magazin auch mal einen Artikel über Verpackungen veröffentlichen könnten”, erinnert sich Strohmaier. „Es war damals völlig ungewöhnlich, doch ich sagte zu, und aus dieser Idee ­heraus entwickelte sich ein großes Netzwerk über alle Segmente der ­Zulieferbranche hinweg.” Wenig später kam Manfred Aumann, Verkaufsdirektor von M-real, hinzu, der als Vorsitzender von Pro Carton Deutschland den Kontakt zum SG forcierte. Viele folgten, u. a. sehr früh Dr.-Ing. Horst Hoeck, Inhaber von GNT Europe, der 2017 mit der Goldenen Uhr des SG für seine Verdienste um die Süß­warenwirtschaft geehrt wurde.

So war die Umbenennung des Bundesverbands des Süßwaren-Groß- und Außenhandels in Sweets Global Network im Jahr 2004 nur ein konsequenter Schritt auf dem Weg zur heutigen Größe. Um die Interessen des Zulieferspektrums noch besser abbilden zu können, hob der SG im Jahr 2011 eine eigene Fachzeitschrift aus der Taufe: sweets processing, das internationale Magazin für die Süß­warenindustrie mit Beiträgen von den Rohstoffen und Ingredienzien über Maschinenbau, Produktionsprozesse und Technologien bis hin zum Ver­packungsmaschinenbau und den Verpackungsmaterialien.

Mit der Übernahme der Betreuung des Clubs der Confiserien (CdC) seit 2017 hat der SG die gesamte Wertschöpfungs­kette im Fokus – buchstäblich vom Acker bis zumRegal im Einzel- und Fachhandel. So wurde 2010 der Wettbewerb SÜSSER STERN ins Leben gerufen, um jährlich die besten Süßwarenabteilungen und Fachgeschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz auszuzeichnen. Immer hatte der SG-Chef ein offenes Ohr für die Belange der Hersteller, der Importeure und Distributeure, der Händler – und auch der Zulieferfirmen. Und er trug mit seinem Vermittlungsgeschick viel dazu bei, dass die Süßwarenabteilungen heute einen ganz besonderen Platz im Marktkonzept vieler Händler einnehmen.

Ein weiteres Herzensanliegen war für Strohmaier die Arbeit im Arbeitskreis ISM (AISM). Hier war er eingebunden in die Initiativen, die zur ProSweets Cologne führten, und brachte auch da seine Erfahrungen aus Sicht der Süßwarenhersteller in den Arbeitskreis ProSweets mit ein. Unermüdlich war er unterwegs, um den Ruf der Süßwaren und die Position der ­Messen im In- und ­Ausland zu stärken. Ob die Sweets Middle East, heute ISM Middle East in Dubai, zeitweise die Sweets ­China – powered by ISM in Shanghai und Peking oder zuletzt die ISM Japan – der Verbandschef ließ nie eine Messeveranstaltung aus. Für ihn war es selbstverständlich, auch bei anderen Fachmessen stets ­dabei zu sein. So war er von 1998 bis 2023 jedes Mal auf der All Candy Expo bzw. der später umbenannten Sweets & Snacks Expo in den USA zugegen – mit einer Ausnahme im Coronajahr.

Auf die Frage, wie dies alles möglich war, antwortet Strohmaier: „Auf jeder Reise begegnete ich sympathischen Menschen und lernte interessante Unternehmer und Manager kennen. So sind rund um den Globus sehr viele freundschaftliche Kontakte entstanden.“ Die freundschaftlichen Kontakte waren auch die Basis für zahlreiche Gruppenreisen. Die persönliche Begegnung mit den Inhabern bleiben in Erinnerung, etwa die Gastfreundschaft der Familie Meyerfreund, den Gründern von Garoto, oder mit Younes Zhaeleh, Inhaber von Shirin Asal, dem größten Süßwaren- und ­Lebensmittelhersteller des Iran. Und es war fast immer verbunden mit der Besichtigung der Produktion. So hat kaum jemand so viele Süßwarenfabriken gesehen wie Hans Strohmaier – ob in Europa und Nordamerika, ob in Brasilien, Argentinien, Kuba, China oder Japan, ob in Moskau, Kiew oder Tabriz. „Ich war mehr als 150 Tage im Jahr unterwegs, und ich habe wohl an die tausend ­Fabriken in aller Welt gesehen“, erzählte er bei seiner glanzvollen Verabschiedung anlässlich der SG-Frühjahrs-Gala in München.


 

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