sweets processing 1-2/2024

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Pfeifer & Langen: Wenn die Kampagne läuft

Von September bis Februar sieht man auf den Landstraßen in manchen Regionen Deutschlands wieder die bekannten Zuckerrübentransporte. Die Lkw transportieren die frisch geernteten Zuckerrüben zu den Zuckerfabriken.


Ein hochmodernes Werk befindet sich in Jülich. Pfeifer & Langen mit Stammsitz in Köln produziert hier die weißen Kristalle, die dann die verschiedensten Wege gehen. In einem Gespräch erläutert Michael Schaupp, Geschäftsführer Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, Details.

sweets processing: Trinken Sie Ihren Kaffee oder Tee mit Zucker gesüßt?
Michael Schaupp: Tee genieße ich immer mit unserem Kluntje-Kandis, Kaffee schmeckt mir persönlich mit Milch am besten.

sp: Wie viele Tonnen Zuckerrüben werden hier täglich von den Bauern angeliefert?
Schaupp: In Jülich werden derzeit täglich 20.000 bis 25.000 Tonnen Rüben angeliefert. Die Menge ist abhängig von zum Beispiel Feiertagen, an denen nicht gefahren werden darf. Hier legen wir dann einen kleinen Vorrat an.

sp: Wieviel Zucker lässt sich daraus gewinnen?
Schaupp: Die Zuckerrüben haben einen durchschnittlichen Zuckergehalt von 17 bis 19 Prozent. Für 1 Kilogramm Zucker benötigen wir ca. acht Zuckerrüben. Der Zuckergehalt schwankt allerdings witterungsbedingt von Jahr zu Jahr. In der aktuellen Kampagne sind es daher neun Zuckerrüben für 1 Kilogramm Zucker.

sp: Welche Energie ist notwendig, um ein Kilogramm Zucker zu erhalten?
Schaupp: In Zuckerrüben ist viel Wasser enthalten, im fertigen Kristallzucker jedoch fast nichts. Das Wasser wird bei der Verarbeitung entzogen, daher ist die Zuckerproduktion energieintensiv. Unser angestrebtes Ziel ist es, die Zuckerproduktion in allen Werken Europas bis spätestens 2040 klimaneutral zu gestalten. Bereits 2021 ist die Zuckerfabrik Jülich aus der Kohleverbrennung ausgestiegen und nutzt seitdem Erdgas. Wir konnten damit die Energieeffizienz des Standortes signifikant verbessern und gleichzeitig den CO2-Ausstoß halbieren. Unsere Zuckerfabrik in Könnern (Sachsen-Anhalt) wurde zur Energieerzeugung bereits komplett auf nachhaltige Biomasse umgestellt. In der Zuckerfabrik Euskirchen ist diese – wenn auch nicht ausschließlich – bereits seit diesem Jahr im Einsatz. Wir planen in naher Zukunft die Errichtung mehrerer Biogas-Anlagen, in denen aus Rübenschnitzeln – einem Nebenprodukt der Zuckerherstellung – Bio-Methan hergestellt werden soll. Die in den extrahierten Zuckerrübenschnitzeln steckende Energie wird zukünftig ausreichen, um die Zuckerfabriken energetisch autark zu betreiben.
Ergänzend planen wir auch, den Anteil an erneuerbaren Energien weiter zu steigern.

Parallel zur Energietransformation arbeiten wir auch daran, den eigenen Energiebedarf und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Bis 2025 wollen wir eine Halbierung der CO2-Emissionen gemessen seit 2019 erreichen.

sp: Was passiert mit der Melasse?
Schaupp: Aus den Zuckerrüben gewinnen wir nicht nur unseren Zucker, sondern auch Tierfutter in Form von Press- oder Trockenschnitzel. Die Melasse, die neben den essenziellen Kohlenhydraten (Saccharose) auch aus weiteren natürlichen Inhaltsstoffen besteht, ist ein idealer Rohstoff für einen breiten Kundenkreis aus der Lebensmittel-, Chemie, Pharma- und Fermentationsindustrie.

sp: Wie nachhaltig produzieren Sie und wie setzen Sie dies um?
Schaupp: Die Zuckerrübe ist ein tolles Beispiel für Nachhaltigkeit. Sie produziert in der Wachstumsphase Sauerstoff und wird im Rahmen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu fast 100 Prozent verwertet. Wir gewinnen einerseits aus ihr den süßen Zucker und andererseits, wie bereits beschrieben, Tierfutter und Melasse. Das enthaltene Wasser wird in der Produktion bzw. bei der Reinigung der angelieferten Rüben wiederverwendet.

Die Zuckerrüben werden im Umkreis von etwa 50 Kilometern rund um unsere Zuckerfabriken angebaut. Diese regionale Ausrichtung der Logistik vom Feld bis zur Fabrik reduziert unseren CO2-Abdruck deutlich. In diesem Jahr setzen wir zudem erstmalig mit Biogas betriebene Lkws hierfür ein.

Selbst die Zuckerrübenfasern erfahren eine besondere Verwendung. Sie sind in unseren neuen Papierverpackungen des Rübenzuckers enthalten, die seit September im Handel verfügbar sind.

sp: Gehen alle Zuckerrüben in die Raffinadeproduktion bzw. was gehört neben der Raffinade zum Portfolio?
Schaupp: An unseren Produktionsstandorten in Europa stellen wir viele Hundert Zuckersorten her. Raffinadezucker ist ein Teil davon. Unser Sortiment reicht von Kristallzucker unterschiedlichster Körnungen über flüssige Zucker, Puderzucker, Karamellzuckersirupe, Kandisfarine, Gelierzucker, Kulöre, Fondants, aromatisierte Zucker bis hin zu vielen weiteren funktionalen Zuckern und Dekormischungen. Wir beliefern sowohl den Einzelhandel als auch Industriekunden. Gerade den Industriekunden können wir mit unserem breiten Produktangebot immer eine perfekt zugeschnittene Lösung auch für besondere technologische Herausforderungen anbieten.

sp: Wer sind Ihre Hauptabnehmer?
Schaupp: Wir haben einen breiten Kundenkreis. Die größte Bekanntheit haben unsere Marken Diamant Zucker bzw. Kölner Zucker, die im Lebensmitteleinzelhandel vertrieben werden. Zu unserer langjährigen Kundschaft zählt aber auch die Lebensmittelindustrie mit den Sparten Getränke, Molkerei, Früchte, Feinkost, Süß- und Backwaren.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem Produktionsort in Jülich.

 

http://www.pfeifer-langen.com


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