sweets processing 11-12/2023

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Die Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verlieren

Für die fast 200 Teilnehmenden der ZLV-Tagung am 14. und 15. September in Kempten ging es nach der Begrüßung durch die beiden Gastgeber Prof. Dr. Markus Prem, Verpackungstechnologe von der Hochschule Kempten, und Lothar Zapf vom Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie e. V. (ZLV) mit einem bestens besetzten Programm los, das sehr stark vom Thema Nachhaltigkeit geprägt war.

Von Dr. Jörg Häseler


Dieses Thema zog sich durch die gesamte Tagung, die von BASF, FlexLink und der Multivac Group als weitere Partner organisiert wurde. So startete Prof. Dr. Peter Eisner (Fraunhofer-Institut für Verpackung und Verfahrenstechnik) mit seinem Vortrag „Von der Natur leben – nachhaltige Wertschöpfungsmodelle für die Lebensmittelproduktion“ und präsentierte Ansätze zur Lösung; u. a. propagierte er die Macauba-Palmfrüchte als Alternative zum klassischen Palmöl.

„Funktionalität und Nachhaltigkeit gehören zusammen“ lautete der Titel der Ausführungen von Stefan Scheibel (Vice President Corporate Sales & Marketing Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co. KG). Er zeigte, wie mit ausgeklügelten Verpackungskonzepten und moderner Maschinentechnik die Anforderungen der Zukunft erfüllt werden können. Einen entscheidenden Schritt hierbei stellt die Etablierung digitaler Features als fester Bestandteil von nachhaltigen Verpackungslösungen dar. Als Beispiel nannte er „R-Cycle“, einen digitalen Produktpass für Kunststoffe, der es ermöglicht, einen standardisierten Datenaustausch über die gesamte Wertschöpfungskette und Unternehmensgrenzen hinweg zu gestalten. „Nachhaltigkeit muss ganzheitlich gedacht werden“, so seine Ausführungen. Jedes der Verpackungskonzepte aus dem Nachhaltigkeitsportfolio entspricht mindestens einem der Schwerpunkte: „reduce, recycle, renew“.

Von Neuentwicklungen bei Graspapier mit Lebensmitteldirektkontakt berichtete Uwe D'Agnone (Geschäftsführender Gesellschafter, CEO Creapaper GmbH). Beeindruckend war es zu sehen, welche Materialien aus Süßgräsern gewonnen werden können, wobei der Anteil derzeit bei maximal 50 % liegt. Die Vorteile liegen auf der Hand: U. a. enthält es nur 5 % Lignin, ist ohne chemische Additive verarbeitbar, da nur ein mechanischer Aufschluss notwendig ist, und spart damit viel Wasser und Energie. Ob beim zu wünschenden Erfolg jedoch genügend Süßgräser zur Verfügung stehen, bleibt abzuwarten. Derzeit ist man z. B. bei McDonald's beim Wrappapier dabei, aber auch bei Verpackungen bei Lindt.

Auf naturfaserverstärkte Biokunststoff-Compounds für die Verpackungsindustrie setzt Jörg Dörrstein (Geschäftsführer – Leitung F&E Biofibre GmbH). Das Unternehmen konzentriert sich auf die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe und achtet insbesondere darauf, dass die verwendeten Rohstoffe nicht im Wettbewerb zur Lebensmittelproduktion stehen. So wurde ein naturfaserverstärktes Granulat entwickelt, das für das Spritzgießen, für die Extrusion oder das Blasformen geeignet ist. Es wird daher stark auf Holz, Stroh und andere cellulosehaltige Rohstoffe gesetzt.

Über eine derzeit noch wenig in Deutschland verbreitete Technik berichtete John Stead (Sales Area Manager FlexLink Systems GmbH). Er zeigte, wie das Palettieren mit kollaborativen Robotern die Abläufe beim Verpacken vereinfachen kann. Bei dieser Automatisierungstechnik spielt allerdings die Arbeitssicherheit eine große Rolle. Um diese Technik flexibel einsetzen zu können, muss man wissen, dass die Roboter darauf ausgelegt sind, sicher und effizient mit Menschen zusammenzuarbeiten und damit die Produktionsabläufe zu optimieren. So können manuelle und repetitive Verpackungsprozesse automatisiert werden, was die Produktivität steigert und v. a. die Fehlerquote reduziert. Die Roboter können auf einfache und intuitive Weise programmiert werden und ermöglichen eine schnelle Anpassung an saisonale Schwankungen oder wechselnde Produktanforderungen.

Frank Debusmann (Sales Director national REA Elektronik GmbH) erläuterte, dass der Wandel deutlich mehr Vorteile bringt und sich die Investition lohnt. So besteht bei der Nutzung die Möglichkeit, dass z. B. der Verbraucher nach dem Scannen auf eine Landingpage geführt wird, auf der Zusatzinformationen über das Produkt hinterlegt sind. Für Hersteller liegt der Vorteil auch darin, dass hiermit ein Plagiatsschutz ohne größere Anstrengungen umsetzbar wird. Als größte Potenziale ist die Serialisierung der Produkte zu nennen, d. h., dass keine Chargen oder Tagesproduktionen im Zweifel zurückgerufen werden müssen, sondern ganz gezielt Einzelprodukte, was Zeit und Kosten spart. Bis 2027 muss dieser 2-D-Code sowieso eingeführt werden. Beim Wein wird das bereits im Dezember dieses Jahres geschehen.

Am Ende des ersten Tages wurde der ZLV-Förderpreis, der mit 500 Euro dotiert ist, an Raphael Johannes Gut verliehen. Der Titel der damit ausgezeichneten Arbeit lautet „Konzeptionierung eines Prozesses für die Messmittel eines Maschinenbauunternehmens unter Berücksichtigung der geltenden Normen.“ Die Arbeiten fertige er bei der Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co. KG unter der Betreuung von Prof. Dr. Benno Steinweg von der Hochschule Kempten an. Inhaltlich ging es u. a. um die Einführung eines werksinternen Bezugsnormal zur metrologischen Rückführung sämtlicher internen Messmittel. Hervorzuheben ist dabei die Betrachtung einer möglichen ISO-17025-Labor-Akkreditierung sowie die statistische Auswertung der Messreihen.

Bei allen Teilnehmenden wird der Abendvortrag von Johannes Werth in Erinnerung bleiben, der sich dem Thema „Warum FAIRänderung und Achtsamkeit so wichtig sind“ widmete und dabei jonglierte und ein äußerst unkonventionelles Schlagzeug aus Dosen und einem großen Karton bediente. Inhaltlich machte er seiner Berufsbezeichnung „Ermutiger“ alle Ehre.

Ein Besuch der Veranstaltung lohnt auch im nächsten Jahr, wenn die ZLV für den 12. und 13. September 2024 nach Kempten lädt.

 

http://www.zlv.de


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