Das eigentümergeführte Familienunternehmen esarom gilt weit über die Grenzen Österreichs hinaus als führender Lieferant von geschmackgebenden Ingredienzien für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie für Getränkehersteller weltweit. Der Vertriebsschwerpunkt des Aromaspezialisten liegt in Mittel- und Osteuropa.
Von Alfons Strohmaier
Eine Frage hat sich mir vor dem Gespräch mit Stephan Mölls förmlich aufgedrängt: Wie schafft man es, sich als Familienunternehmen angesichts der stetig steigenden Konzentration in der Industrie, aber auch im Wettbewerbsumfeld zu behaupten. Vor allem drei Punkte spricht der Geschäftsführer und Mitgesellschafter der esarom GmbH mit Sitz in Oberrohrbach an: Netzwerk, Service, Vertrauen. „Wir sprechen lieber von Partnern als von Kunden. Wir haben die Vision, ein Partner für die bestmöglichen Lösungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie zu sein“, betont Mölls. Dies spiegelt sich auch im Firmen-Slogan wider: esarom – Your Partner in Taste.
„Wir glauben an Kooperation und den gemeinsamen Erfolg. In dieser Partnerschaft sind wir Berater und Lieferant für guten Geschmack und Innovation“, so Mölls weiter. Damit dies freilich gut funktioniert, sei ein zweiter Faktor ebenfalls entscheidend für den langjährigen Erfolgskurs: das esarom Team. Das eigentümergeführte Familienunternehmen beschäftigt 350 Mitarbeiter und verfügt neben zwei Standorten in Niederösterreich über sechs eigene Niederlassungen.
Die breite Produktpalette umfasst Aromen, Destillate, Extrakte, Farben, Vitamin- und Mineralstoffmischungen, Getränkegrundstoffe und „alles, was Lebensmittel wertvoll macht“, schreibt das Unternehmen. esarom gilt weit über die Grenzen Österreichs hinaus als führender Zulieferbetrieb von geschmackgebenden Ingredienzien für die Getränkehersteller ebenso wie für die Nahrungs- und Genussmittel-Branche. In dieser Hinsicht engagiert sich esarom seit einiger Zeit verstärkt in der Süßwarenindustrie.
Pro Jahr erzeugt esarom mehrals 10.000 t Geschmacksgrundstoffe, Aromen und Essenzen für, vor allem alkoholfreie Getränke, Süß- und Backwaren, Speiseeis und weitere Molkereiprodukte. Das Unternehmen verfügt über ein großes internationales Netzwerk, das von eigenen Vertriebstochterfirmen in Polen, Bosnien-Herzegowina, Russland, Ukraine, Türkei, Kasachstan und Dubai sowie mit langjährigen Distributionspartnern geprägt ist. Durch zahlreiche Applikationszentren ist die Firma ganz nahe am Kunden. „Der Geschmack ist lokal unterschiedlich; deshalb ist es notwendig, die Geschmacksvorlieben zu kennen und entsprechend Applikationen vor Ort zu erproben“, erläutert Mölls. Der Exportanteil liegt derzeit bei 80 %, wobei neben dem Kerngebiet in Zentral- und Osteuropa auch Staaten im Nahen Osten sowie in Nord- und Westafrika zu den bedeutenden Auslandsmärkten zählen.
In der Vergangenheit hat das Unternehmen beständig in die Technik und vor allem auch in das Know-how und die Kompetenz des Teams investiert. „Damit wir unseren Part in der Kooperation mit unseren Kunden erfüllen können, brauchen wir engagierte und kompetente Mitarbeiter mit einer Leidenschaft für guten Geschmack“, ist Mölls überzeugt. Ein Sinnbild für diese Wertschätzung ist die Investition von 9 Mio. EUR, die 2017 in das „House of Taste” am zweiten Standort in Rückersdorf geflossen sind. Hier ist seit 2005 das Logistikzentrum, seit 2012 der Verkauf und seit 2017 schließlich auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung angesiedelt.
Angesichts der Tatsache, dass Produktlebenszyklen immer kürzer und die Märkte volatiler werden, ist die Flexibilität und Entscheidungsfreude des mittelständischen Familienunternehmens von großer Bedeutung. „Unser Umfeld verändert sich permanent. Und wir verändern uns mit – halten aber an unseren gewachsenen Werten fest, auf die unsere Kunden bauen und vertrauen können“, unterstreicht Mölls die Position von esarom als kompetenter und innovativer Partner im Netzwerk. „Es hat sich mit den Jahren immer mehr ergeben, dass die Zulieferbranche proaktiv an neuen Entwicklungen und neuen Produkt-Möglichkeiten für die Hersteller arbeitet. In diesem Punkt brauchen wir jedoch das Vertrauen der Industriepartner; denn wir wollen deren Prozesse auch in technologischer Hinsicht verstehen, um dann unseren Part für die Problemlösung oder das neue Produkt beim Hersteller perfekt ausfüllen zu können.“
Ein Beispiel für die Innovationskraft und auch den Netzwerk-Gedanken ist das Projekt Connect. Zusammen mit neun mittelständischen „Champions“ aus allen Bereichen der Lieferkette für die Süßwarenindustrie und der Wissenschaft wurde innerhalb von drei Jahren ein "revolutionär" neues Verfahren zur Herstellung von dreidimensionalen Fruchtgummis entwickelt. Die Resonanz darauf war riesig, wie Mölls berichtet: „Bei unserem Online Event haben 750 Teilnehmer von rund 400 Süßwarenproduzenten aus der ganzen Welt teilgenommen. Diese Tatsache und die aktuell hohe Nachfrage zur Umsetzung dieses Verfahrens bestätigen uns, dass wir hier die richtigen Schritte gesetzt haben. Ganz besonders freut es uns, dass dadurch jedes Unternehmen eine Wissenserweiterung erzielt hat und wir dadurch dreidimensional wirkende Aromen zur optimalen ,Multi-dimensional-taste-experience‘ anbieten können.“
Ein weiteres Erfolgsmodell ist das 3D-Live-Programm, bei dem mittels eines 3D-Druckverfahren individuelle Produktformen hergestellt werden können. „Aus einer Vielzahl an industriellen Grundrezepturen können wir auf speziellem Equipment Produkte mit und für unsere Kunden entwickeln und in Kleinmengen produzieren. Dies ermöglicht Live Entwicklung zusammen mit unseren Kunden und Lieferanten, also unseren Partnern. Das macht Entwicklung effizient“, ist Diplom-Ingenieur Mölls überzeugt.
So werden bei esarom inhouse neue Produkte wie etwa Pralinen, Fruchtgummis, Gelees, Hartbonbons, Weichkaramellen, Fondants, Toffees und vieles mehr gefertigt. Im Backwarensektor bietet esarom seinerseits Aromen für Fett- und Fruchtfüllungen, thermostabile Backaromen, thermostabile Fruchtfüllungen, Überzüge oder Schokolade-Cremes für Kekse, Cookies, Waffeln, Muffins und weitere Backwaren. Im House of Taste stehen dafür Labor-Pilotanlagen, darunter eine Laborgießmaschine, zur Verfügung. Zudem gibt es hier großzügigen Raum, um mit den Projekt-Verantwortlichen aus der Süßwaren- und Backwarenbranche zu kommunizieren. Denn neben der Live-Entwicklung gehören auch Sensorik-Training, kreative Workshops und Upscaling zu den Serviceleistungen des erfolgreichen Aromenhauses aus dem niederösterreichischen Weinviertel.