Der belgische Konzern Puratos hat 2012 das Programm „Cacao-Trace” ins Leben gerufen und 2016 die Stiftung „Next Generation Cacao Foundation” gegründet, um einen bedeutenden Beitrag zur sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung der Kakaobauern und der Gemeinschaften zu leisten. Die Verantwortlichen des Geschäftsbereichs Belcolade sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit eine Win-win-Beziehung für alle Beteiligten der Lieferkette darstellt – vom Kakaobauern bis zum Konsumenten. Sylvestre Awono, Group Cocoa Manager bei Puratos, gibt Auskunft.
sweets processing: Nahezu alle Firmen haben sich in jüngster Zeit das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben und berichten von ihren Engagements. Was macht Puratos
mit seinem Schokoladenbereich unter der Marke Belcolade hier anders?
Sylvestre Awono: Puratos hat 2012 in Vietnam mit dem neuen Kakao-Sourcing-Programm unter dem Titel „Cacao-Trace“ begonnen. Der Name steht für Premiumschokolade und zugleich für eine transparente Kakao-Lieferkette, die allen Beteiligten einen signifikanten Mehrwert liefert – den Kakaobauern, den Schokoladenherstellern und den End-verbrauchern. Der Kern des Programms ist ein Sonderbonus von zehn Cent pro Kilogramm fertiger Schokolade an die Kakaobauern.
sp: Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel.
Awono: Für die Europäer ist dieser Betrag sicherlich "Peanuts". Doch in Afrika und Asien entspricht dieser Bonus der Höhe von ein bis zwei zusätzlichen Monatsgehältern. Die Bauern erhalten also einen fairen Anteil am Gewinn aus dem Verkauf der großartigen Schokolade, zu deren Entstehung sie beigetragen haben. Wir bei Puratos sind überzeugt, dass wir die Zukunft der Kakaobauern nachhaltig sichern müssen. Ansonsten werden die Kinder und Jugend-lichen die Dörfer verlassen. Umgekehrt gilt auch: Nur durch die Schaffung von Werten und deren Weitergabe an die landwirtschaftlichen Gemeinschaften können wir eine nachhaltige Zukunft für unsere Industrie sicherstellen. Davon profitieren letztlich auch die Endkonsumenten.
sp: Die Verbraucher sind angesichts der vielen Verlautbarungen indes eher skeptisch geworden.
Awono: Bei uns können die Schokoladenliebhaber weltweit mit dem Kauf von Cacao-Trace-Schokolade die Lebensumstände der Kakaobauern wirklich positiv beeinflussen. Die physische Nachverfolgbarkeit der Cacao-Trace-Bohnen innerhalb der gesamten Lieferkette stellt sicher, dass die Prämien schließlich auch genau dort ankommen, wo sie erwirtschaftet wurden.
sp: In Ihren Vorträgen verweisen Sie dazu auch auf einige Beispiele von der Elfenbeinküste.
Awono: Ja. Da ist zum einen die Farmerin Beatrice. Sie wohnte mit ihren Kindern noch mit Eltern und Groß-eltern unter einem Dach. Dank Cacao-Trace konnte sie sich jetzt ein eigenes bescheidenes Haus bauen. Und Karim, ebenfalls an der Elfenbeinküste, hat sich ein kleines Motorrad zugelegt. Vor 50 Jahren konnten sich die Kakaobauern noch ein Auto leisten. Durch die fallenden Preise müssen sie heute die weiten Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.
sp: Der finanzielle Anreiz ist allerdings nur ein Teil des Programms. In welcher Weise engagiert sich Puratos noch?
Awono: Die Finanzen sind wichtig, denn der steigende Verdienst erhöht die Motivation der Bauern, kontinuierlich hochwertige Bohnen zu produzieren. Dies kommt uns zugute, zumal Puratos eine Leidenschaft für großartig schmeckende Schokolade hat. Um dies zu erreichen, investieren wir in entsprechende Schulungen für die Kakaobauern sowie in den Bau und die Pflege von Nacherntezentren, die in der Nähe der Plantagen stehen. Dort überwachen und verbessern Landwirtschaftsexperten den Fermentationsprozess und die Trocknung. Durch diese Kontrolle kann Puratos die Qualität der Kakaobohnen erheblich steigern. Das Ergebnis ist eine erstklassige Schokolade mit konstant hervorragendem Geschmack. Mit der Etablierung einheitlicher Fermentationsverfahren und kontinuierlicher Überwachung ist Cacao-Trace das erste nachhaltige Kakaoprogramm, das die Qualität des Nachernteprozesses zertifiziert. Auch Youri Dumont, Business Unit Director Chocolate bei Puratos, ist überzeugt, dass wir nur dann Schokolade von bester Qualität garantieren können, wenn wir Kakaobohnen von höchster Qualität haben.
sp: Inzwischen sind sieben Jahre vergangen. Wo steht das Unternehmen mit Cacao-Trace heute?
Awono: Nach der erfolgreichen Einführung von Cacao-Trace in Vietnam folgten Projekte an der Elfenbeinküste und auf den Philippinen. Mitte 2018 sind wir mit dem Programm zur nachhaltigen Beschaffung von Kakao auch in Papua-Neuguinea gestartet. Und im Laufe des Jahres 2019 ist Mexiko als fünfte Region hinzugekommen. •