Die deutsche Faltschachtel-Industrie ist im – leichten – Aufwind. Dies teilte der zuständige Fachverband FFI im Rahmen einer Pressekonferenz mit, die kürzlich in Frankfurt/Main stattfand. Interessant für Faltschachtelhersteller: Der FFI startet eine internationale Online-Kartondatenbank in Deutsch und Englisch.
Von Dr. Bernhard Reichenbach
Mit einem Produktionsvolumen in Höhe von 856.885 t konnte die deutsche Faltschachtel-Industrie im Geschäftsjahr 2017 ihr Produktionsvolumen um 1,7 % gegenüber dem Vorjahr steigern. Der Produktionswert erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 2,1 % auf 1,861 Mrd. EUR. „Damit konnten die Rückgänge im Geschäftsjahr 2016 vollständig kompensiert werden“, sagte Steffen Schnizer, Sprecher des Vorstands des Fachverbands Faltschachtel-Industrie e. V. (FFI).
Die FFI-Mitgliedsunternehmen zeigten sich besonders robust. Sie konnten bei einem leichten Volumenzuwachs (+ 0,6 %) ihren Produktionswert sogar um 2,9 % steigern. Einen Zuwachs kann die deutsche Faltschachtel-Industrie auch bei der Profitabilität verbuchen. Der Umsatzerlös der Branche stieg von 2.162 EUR pro produzierter Tonne im Jahr 2016 auf 2.171 EUR/t im Jahr 2017. Dies entspricht einem Anstieg um rund 0,4 %.
Im europäischen Vergleich steht die deutsche Faltschachtel-Industrie, die rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt, für rund ein Fünftel des europäischen Produktionsvolumens. Damit ist sie etwa doppelt so groß wie der entsprechende industrielle Bereich Großbritanniens, Frankreichs oder Italiens. Mit mehr als 60 Unternehmen mit über 80 Produktionsstandorten repräsentiert der FFI etwa zwei Drittel des deutschen Faltschachtelmarktes.
2017 profitierte die deutsche Faltschachtel-Industrie stark von der guten Konsumlaune der deutschen Verbraucher bei einer positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung. „Insgesamt befindet sich die Branche seit ihrem Allzeithoch im Jahr 2011 jedoch in einer Seitwärtsbewegung“, merkte Steffen Schnizer an. „Die fortschreitende Europäisierung bei Ausschreibung und Produktion setzt die Faltschachtel-Industrie einem enormen Margendruck aus. Deutsche Stand-orte stellen ihre Wettbewerbsfähigkeit mit permanenten Effizienzsteigerungen und Prozessoptimierungen ständig neu unter Beweis. Fortschreitende Digitalisierung und Industrie 4.0 gehören inzwischen zum Tages-geschäft unserer Industrie.“ Dabei gehe es nicht nur um innerbetriebliche Optimierungen. Zahlreiche digitale Prozesse wie etwa die Vernetzung von Markenartikler und Händler mit dem Konsumenten seien in den Unternehmen bereits implementiert.
Für Faltschachtel- und Kartonhersteller, aber auch Markenartikler interessant ist ein neues Projekt des FFI: Der Verband beginnt mit der Implementierung einer Online-Karton-datenbank in Deutsch und Englisch, in der künftig alle in der Branche eingesetzten Faltschachtelkartons mit ihren jeweiligen technischen Daten und Zertifikaten eingestellt werden sollen. Nach dem Prinzip „ein Datensatz pro Lieferanten-Artikel pro flächenbezogener Masse“ werden durch die Datenbank für jeden Faltschachtelkarton die öffentlich verfügbaren technischen Daten wie Biegesteifigkeit, Dicke, Feuchte, Weißgrad und dergleichen systematisch und aktuell vorgehalten. Eine Suchfunktion nach solchen technischen Kriterien, respektive nach einer Kombination daraus, ermöglicht zudem die Auflistung und den Vergleich von Produkten.