sweets processing 7-8/2018

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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„Gelatineprodukte werden in nur 20 Minuten gegossen“

Interview mit Frank Jansen, Produktmanager für die Bereiche Prozesstechnik für Süßwaren sowie Füll- und Verschließsysteme bei Bosch Packaging Technology.


Auf der diesjährigen Fachmesse ProSweets Cologne hat die zu Bosch Packaging Technology gehörende Firma Makat Candy Technology erstmals ihr stärkefreies ­Gießverfahren zur Herstellung reiner Gelatineprodukte in Silikonformen vorgestellt. Frank Jansen, Produkt­manager für die Bereiche Prozesstechnik für Süßwaren sowie Füll- und Verschließsysteme bei der Unter­nehmensgruppe Bosch Packaging Technology, gibt Auskunft über die neue Produktionsmethode.

sweets processing: Herr Jansen, was sind für Sie gerade die Toptrends in der Süßwarenherstellung?
Frank Jansen: Wir sehen in verschiedenen Produktgruppen große Wachstumspotenziale. Laut einer Untersuchung von Allied Market Research wird der globale Markt für Nutraceuticals bis 2022 ein Volumen von 302 Milliarden Dollar erreichen – und dies mit einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent. Ein starker Markt also – auch für die Süßwarenindustrie. Knapp 14 Prozent aller Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel kommen heute in Süßwarenform. Transparency Market Research prognostiziert zudem, dass allein der globale Markt für Vitamin-Gummiartikel in den nächsten acht Jahren mit jährlich fünf Prozent wachsen und 2025 ein Volumen von über vier Milliarden Dollar haben wird. Interessant ist auch, dass 2015 beispielsweise in Indien 63 Prozent aller Arzneimittelverkäufe Over-the-Counter-Produkte (OTC-Produkte) wie Husten-Gummibärchen und Co. waren. In China waren es 55 Prozent und in den USA rund elf Prozent – Tendenz steigend.

sp: Welche Neuerungen gibt es diesbezüglich bei den Produktionsprozessen?
Jansen: Neben dem neuen Verfahren „Candy 2 Gum“ – gegossene Kaugummis – ist das puderlose Gießen für Gelatineartikel wohl gerade ein Topthema. Bei Hartbonbons schon lange Standard, können nun auch reine Gelatineartikel mittels Silikonformen puderlos gegossen werden. Dieses Herstellverfahren ist insbesondere interessant für Hersteller von Nutraceuticals oder OTC-Produkten.

sp: Was versteht man unter puderlosem Gießen?
Jansen: Puderloses Gießen bedeutet, dass man Gummi- und Geleeartikel nicht – wie beim traditionellen Stärkegießen – mit Trays, Stärke und Stempel herstellt, sondern mit Silikonformen.

sp: Wie funktioniert das genau?
Jansen: Für das klassische Stärkegießen benutzt der Hersteller eine Mogul-Anlage. Für das puderlose Gießen von Gelatineprodukten, hingegen, wurde die bereits existierende Anlage Silicone Rubber Mould (SRM) weiterentwickelt: Die Silikonformen werden zuerst mit einem Trennmittel benetzt. Danach wird die Gießmasse in die Formen gegossen. Nach dem Gießen laufen die befüllten Formen zum Auskühlen in den integrierten Etagenkühlschrank der SRM, verbleiben somit in der Maschine. Nach einer Kühlzeit von nur 20 Minuten werden die Produkte ausgeformt. Die leeren Formen fahren zurück zur Gießstation und werden wieder befüllt. Und
das ist schon der erste große Vorteil: Die Formen laufen in der Maschine um und müssen den Produktionskreislauf zum Auskühlen nicht mehr ver-lassen.

sp: Wieso das?
Jansen: Der Hauptvorteil ist, dass handelsübliche Gelatine für die Herstellung der Gießmasse verwendet wird. Das Design des Gießkopfs wurde für diese Anwendung optimiert, so dass sich damit nun Gießmassen mit einem hohen Trockensubstanzanteil vergießen lassen. Der Hersteller kann nun – ohne Fadenbildung – handelsübliche, hochbloomige Gelatine in der Produktion einsetzen. Die Gießmasse härtet innerhalb von 20 Minuten schon in der Anlage aus. Die Produkte müssen somit nicht mehr in einen Reiferaum, was für den Hersteller einen großen Vorteil darstellt.

sp: Weshalb ist dies solch ein großer Vorteil?
Jansen: In der normalen Gelatine-produkt-Herstellung müssen die Puderkästen für 24 bis 72 Stunden in einen Reiferaum. Der Puder entzieht während dieser Zeit den Produkten Wasser, wodurch sich diese verfestigen. Die Trockensubstanz des Endproduktes (End-TS) liegt dann bei 84 bis 86 Prozent. Nun kann jedoch eine Gießmasse vergossen werden, die diese End-TS bereits aufweist. Dadurch brauchen die Gelatineprodukte auch nur noch 20 Minuten zum Abkühlen und Ausformen. Durch die resultierende Eliminierung des Reiferaums werden Energiekosten und Produktionszeit eingespart. Dies bedeutet auch, dass weniger Platz in der Produktionshalle benötigt wird. Dies wirkt sich äußerst positiv auf die ­Gesamtanlageneffektivität aus.

sp: Trägt dazu auch der Verzicht auf Puder bei, was doch sicher auch die Kosten reduziert?
Jansen: Genau! Wir ersetzen zehn-tausende Puderkästen durch einige hundert wiederverwendbare Silikonformen. Bei 30 Fülltakten pro Minute und einer Umlaufzeit von 20 Minuten werden nur noch rund 600 Silikonformen benötigt. Weil die neue Produktionsmethode keine Puder-aufbereitung mehr benötigt, werden auch Energie und Personalaufwand reduziert. Bisher mussten Hersteller hunderte Tonnen Puder entfeuchten und wiederaufbereiten lassen. Das fällt nun weg. Zudem spart man Maschinenkosten und benötigt, wie gesagt, keinen Reiferaum. Ein weiterer Pluspunkt ist die hohe Geschwindigkeit der Anlage, die bis zu 30 Formen pro Minute füllen kann. Übrigens dauert ein Formatwechsel nur eine Stunde, wodurch weitere Zeit und Kosten eingespart werden.

sp: Und für wen ist das puderlose ­Gießen gedacht?
Jansen: Das Verfahren wendet sich an Hersteller hochwertiger Produkte mit klaren Konturen, denn es besticht vor allem in der Massenfertigung. Die Form der Produkte ist durch die Silikonformen vorbestimmt, die Vielfalt ist entsprechend eingeschränkt. Fili-grane Produktkonturen sind für Silikonformen nicht angedacht, denn diese könnten beim ­Herausdrücken der Artikel aus der Form beschädigt werden. Puderloses Gießen ist aber die perfekte Herstell­methode für alles andere – vom Hustendrop bis zum Vitamin-Gummibärchen.

sp: Wie sieht es denn mit dem übrigen Prozess aus? Und wie kann Bosch die Hersteller noch unterstützen?
Jansen: Neben der reinen Produktionsmethode können wir unseren Kunden als Komplettlösungsanbieter auch eine umfassende Beratung und weiteren Support anbieten: Wir bieten von der für diesen Prozess angepassten Küche und Gießanlage über die Erstverpackung bis zum Kartonierer alles an. Selbst Rezepturen können wir für unsere Kunden im hauseigenen Labor testen und verfeinern.

sp: Was bringt, in Bezug auf das puderlose Gießen, die Zukunft?
Jansen: Wir denken, dass sich das puderlose Gießen schnell etablieren wird, da es die Produktionszeit auf 20 Minuten reduziert und Energie- sowie Maschinenkosten für Puderaufbereitung und Reiferaum entfallen. Der größte Vorteil für Hersteller ist jedoch, dass sie mit handelsüblicher Gelatine gießen können. Die Resonanz der Besucher auf der Messe ProSweets Cologne war sehr vielversprechend. Sowohl die Traditionshäuser als auch neue Hersteller am Markt sind sehr interessiert an der innovativen Produktionsmethode.

 

http://www.boschpackaging.com


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