Ob Schokolade, Biskuits, Müeslis oder Joghurts: viele Lebensmittel wie Süßwaren werden heute mit Nüssen, Früchten oder Beeren verfeinert und sorgen damit für mehr Vielfalt im Handel. Die Schweizer Firma Brunner-Anliker trägt mit ihren Maschinen dazu bei, dass Nüsse & Co. schonend verarbeitet und Herstellungsprozesse effizienter gestaltet werden können.
Von Sabine Flachsmann
Begonnen hat alles mit der Herstellung maschineller Reiben für Käsereien“, berichtet Nancy Kraus, Sales Manager Industry, bei einem Gespräch am Hauptsitz der Brunner-Anliker AG in Kloten bei Zürich. In einem Land, das für seine schmackhaften und vielfältigen Käsekreationen international bekannt ist, verwundert dies nicht. „Kurz darauf erhielten wir Anfragen aus der Süß-warenindustrie. Diese Firmen waren auf der Suche nach speziellen Reiben, die sich für Schokolade und Nüsse eignen. Unsere Reiben haben den Vorteil, dass sie sich im Prozess nicht erwärmen. Damit eignen sie sich auch für die Verarbeitung von Schokolade.“ In Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelte das Unternehmen im Laufe der Jahre immer wieder neue Maschinen und erweiterte das Angebot sinnentsprechend.
„Oft kommen die Kunden nur mit einer Idee und dem Wunsch zu uns, ihre Prozesse optimieren zu wollen“, erläutert Nancy Kraus. Ein Beispiel dafür war die Entwicklung einer Früchteauflockerungsmaschine, die im Auftrag der zur Migros-Gruppe gehörende Firma Delica entstand und dem Kunden zuerst nur zum Ausprobieren in die Produktion gestellt wurde. Die Maschine wurde weiterentwickelt und ist mittlerweile in den Produktionshallen namhafter Süß-waren- und Lebensmittelhersteller rund um den Globus zu finden. „Heute sind unsere Auflockerungsmaschinen in der Lage, nicht nur getrocknete Früchte, sondern auch tiefgefrorene Blöcke aufzulockern, und sie können zudem direkt in Tiefkühlanlagen betrieben werden.“ Neben den genannten Reiben und Auflockerungsmaschinen stellt Brunner-Anliker auch Maschinen her, die dem Schneiden, Zerkleinern und Mahlen von Nahrungsmitteln dienen. Sie alle werden in der Nähe von Bellinzona im Tessin produziert und entwickelt.
„Unser Fokus liegt auf der Entwicklung von Maschinen, die spezifische Probleme der Kunden lösen und mit denen wir eine hohe Marktakzeptanz erzielen können“, führt Nancy Kraus aus. „Darin sehen wir auch für das Unternehmen langfristig Innovations-potenzial. Wir bieten sogenannte Basismodelle an, die wir für den jeweiligen Kunden optimieren, respektive an seine Bedürfnisse anpassen.“ Aufgrund seiner Größe mit 80 Beschäftigten könne Brunner-Anliker sehr flexibel reagieren und bei der Entwicklung neuer Produkte direkt mit der Indus-trie zusammenzuarbeiten. „Geht nicht, gibt’s nicht“, so das anspruchsvolle Motto.
Die Süßwarenindustrie ist dafür bekannt, dass sie besonders innova-tionsgetrieben ist. Mit immer neuen Rezepturen versucht die Branche die Kauflust der Konsumenten ankurbeln. „So hatten wir eine Anfrage, ob wir eine Maschine anbieten können, mit der sich Zimtstangen zu Zimtpulver verarbeiten lassen“, blickt Nancy Kraus zurück. „Mit einer solchen Mühle lässt sich auch Moringapulver, das aus Blättern gewonnen wird, herstellen. Es wird heute als Ingredienz in verschiedenen Produkten eingesetzt.“ Die direkte Zusammenarbeit mit der Industrie sei nicht nur Geschäftsmodell des Unternehmens, sondern auch eine seiner Stärken.
Brunner-Anliker wurde vor fünf Jahren von einem Konsortium, bestehend aus mehreren Investoren, gekauft. Das Unternehmen exportiert seine Maschinen mittlerweile nicht nur in den EU-Raum, sondern in die ganze Welt. Nancy Kraus: „Zu unseren Kunden zählen Firmen in den USA, in Afrika, in den arabischen Ländern und sogar in Australien. Wir wachsen kontinuierlich, und besonders in den Ländern der Dritten Welt. Käufer sind große Konzerne aus der Süßwaren- und Backwarenindustrie, aber auch kleine Spezialisten. Dazu kommen Lohnverpacker, die im Auftrag von Ladenketten und Discountern Privat-Label-Spezialitäten abpacken sowie gewerbliche Händler.“
Nach wie vor gehören Käsereien sowie Milchverarbeiter im In- und Ausland zu den Abnehmern. Einen hohen Stellenwert hat zudem die weltweite Zusammenarbeit mit Systemanbietern. Mit ihnen besteht ein gut funktionierendes Netzwerk, von dem alle Beteiligten profitieren.
Viele Kunden kaufen heute komplette Fertigungsanlagen. In eine solche Linie wird dann zum Beispiel eine Reibemaschine für Nüsse von Brunner-Anliker integriert. „Für uns heißt das, über den eigenen Tellerrand schauen und als Generalist immer den ganzen Fertigungsprozess im Auge behalten“, merkt die Verkaufsexpertin an.
Wichtige Themenbereiche im Bereich der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sind heute neben der Ökologie vor allem Hygiene und Rückverfolgbarkeit. Die Produkte im Herstellungsprozess so wenig wie möglich direkt berühren und im Schadensfall bis zum Ursprung zurückverfolgen, steht dabei im Fokus. Dazu kommt die Reduktion von Abfällen durch eine möglichst schonende Verarbeitung. Nancy Kraus nennt hier als Stichwort Food Waste. Das alles stelle hohe Anforderungen an die Maschinen, die trotzdem in der Bedienung einfach und wenig störanfällig sein müssen.
Im internationalen Wettbewerb muss sich auch Brunner-Anliker als Spezialist behaupten. Konkurrenten sind europäische Firmen aus verschiedenen Bereichen. Der hochspezialisierte Produktionsstandort Schweiz wirkt sich durch die Lohnkosten und den zeitweise starken Franken direkt auf den Preis aus.
„Wir bewegen uns preislich im oberen Mittelfeld“, sagt Nancy Kraus. Dies sei und bleibe eine Herausforderung. Trotzdem bekenne man sich zum Standort Schweiz, denn zu den Kunden gehören auch viele Schweizer Firmen. Bei einer Investition sei der Preis zudem nur eine von mehreren Komponenten. „Wir punkten nicht nur durch kompromisslose Qualität, Zuverlässigkeit und Flexibilität, sondern sind offen für Sonderwünsche oder andere Sichtweisen. Zudem sind wir ein überschaubarer Betrieb und können damit kurzfristig Anpassungen vornehmen. Wir haben weltweit Referenzkunden und kommunizieren auch nach einem Verkauf regelmäßig mit dem Abnehmer. Dies alles macht uns langfristig nicht nur zu einem verlässlichen Geschäftspartner, sondern auch zu einem erfolgreichen Unternehmen.“
http://www.brunner-anliker.com