Eine Entwicklung aus den USA der 1930er-Jahre geriet in Vergessenheit, bis der Brandenburger Wolfgang Brasch das Know-how und die Möglichkeiten dieses „Zauberwirbels“ zur Speiseeisherstellung erkannte. Nach dem Fall der Mauer ergriff er die Initiative, und heute ist sein Unternehmen, die Eis-Zauberei, ein Lizenzbetrieb mit Großhandel sowie Spezialmaschinenfertigung und -service.
Von Dr. Jörg Häseler
Die Systemzentrale der Eis-Zauberei befindet sich in Rheinsberg/Brandenburg. Die Mixmaschinen für sogenanntes EiZ und Shakes entsprechend der amerikanischen Erfindung des „Zauberwirbels“ sind derweil in zwanzig Ländern weltweit anzutreffen, darunter in Japan. In Deutschland kann an über 55 Standorten – mobil oder mit festem Standort – zugegriffen werden.
In vielen Lebensläufen war der Mauerfall ein immenser Glücksfall. Wolfgang Brasch lernte am Wochenende nach dem 9. November 1989 in West-Berlin die erwähnte Maschine kennen, die ihn fortan begeisterte. Bereits 1990 machte er sich selbstständig und ging auf Expansionskurs: „War ich anfangs Franchisenehmer, wechselte ich bereits vier Wochen später die Seiten und wurde Franchisegeber für eine vereinbarte Region im Nordosten der Neuen Bundesländer“, berichtet er nicht ohne Stolz.
Das Unternehmen, das 2015 sein 25-jähriges Bestehen feierte, hat mittlerweile zehn Mitarbeiter. 1997 startete es mit Fördergeldern der EU und dem Europäischen Sozialfonds die Entwicklung einer eigenen Mix-maschine. Diese sollte vor allem stabiler, leiser und leichter sein und den hygienischen Anforderungen besser entsprechen. Gefördert wurde das Projekt von der Investitionsbank des Landes Brandenburg und der Bürgschaftsbank Brandenburg, denn am Anfang hieß es, das gesamte Gehäuse in Edelstahl zu fertigen und gleichzeitig die Mechanik und Elektrik zu optimieren.
Unterstützt wurde Wolfgang Brasch dabei vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin. So wurden zahlreiche Versuche mit neuen Materialien und Formen getestet, die zu einer gut designten, transparenteren Maschine führten, die den Kunden den Blick in die Produktion erlaubt. „An der heutigen Version haben sich rund zehn Unternehmen beteiligt: von der Elektrik über den Motoren- bis hin zum Beleuchtungslieferanten“, berichtet Wolfgang Brasch. „Seit 2003 wird die Maschine gebaut und aufgrund neuer Erfahrungen fortlaufend verbessert.“
Mit jedem EiZ ist ein neues, ganz individuelles Geschmackserlebnis verbunden, denn jeder kann sein eigenes Eis-Produkt designen. „Jeder kann experimentieren, was das Zeug hält, denn jeder bestimmt, was ihm schmeckt“, erläutert Wolfgang Brasch.
Das Herstellprinzip ist einfach: Eine kreisrunde Scheibe von vorgefertigtem Bio-Basis-Eis kommt in einen Mischtrichter, der zuvor in der Maschine befestigt wird. Dieser Trichter mit sternförmigen Ausgang sorgt dafür, dass alle darin befindlichen natürlichen Zutaten mit dem Basis-Eis zu einem leckeren EiZ vermixt werden, das optisch ansprechend in die Eistüte gedrückt dem Kunden überreicht werden kann.
Im Detail funktioniert die Sache so: Der „Eis-Zauberer“ gibt eine Portion des –18 °C kalten Basis-Eises in den zylinderförmigen Mischtrichter, drückt dieses mit dem Bedienhebel nach unten und verschließt damit den sternförmigen Ausgang, damit die kleineren Zutaten oder Flüssigkeiten den Trichter nicht vor dem Mixvorgang verlassen können. Danach werden die individuell gewünschten Zutaten zugegeben, und das Mischen beginnt, indem der Bedienhebel nach unten gedrückt und dabei der Mischtrichter samt Inhalt nach oben an den schnell drehenden Wirbler geführt wird.
Der Wirbler – jene Erfindung aus den USA – zerkleinert und mixt den gesamten Inhalt zu einer homogenen Masse. Dieser Vorgang dauert nur wenige Sekunden, und das frisch „gezauberte” Wunsch-EiZ verlässt den Trichter in die Eistüte. Alles wird vom Bediener verfolgt und kann auch vom Kunden mit angesehen werden. Während der Herstellung bleiben die natürlichen Aromen der verwendeten Zutaten sowie deren Inhaltsstoffe erhalten.
Die Reinigung nach dem Mischvorgang erfolgt mithilfe einer Spülung mit Wasser, das sich in einem Tank im Gerät befindet. „Ist eine gründliche Spülung erforderlich, wird der Wirbler mit Bürste und Tuch von noch anhaftendem Eis befreit und der bisher unbenutzte saubere Trichter eingesetzt“, erklärt Wolfgang Brasch. Milch- oder Nussallergiker sowie Personen mit einer Laktoseunverträglichkeit können sich das Produkt unbesorgt schmecken lassen. Der Lizenzpartner ist im Reparaturfall abgesichert, denn das Unternehmen kümmert sich auch um die Wartung der Geräte und sichert im Reparaturfall die Betriebs-fähigkeit der Mixmaschinen binnen 48 h.
Was man schmeckt, sind vor allem regionale Produkte – ohne künstliche Farb- oder Aromastoffe. Ob Sanddorn von den Brandenburger Feldern oder Erdbeeren vom ortsansässigen Obstbauern – die Vielfalt ist schier grenzenlos. Die Beschaffung der Zutaten sichern die Lizenzpartner selbst, wobei Alkohol enthaltende Stoffe eher tabu sind. Dafür gibt es weitere spezielle Zutaten: Bio-Ingwer-Öl, Matcha-Tee oder andere regionale Superfoods.
Die Grundlage aller Geschmacksrichtungen ist das Bio-Basis-Eis – ausgenommen das reine Fruchtsorbet, das sich der Kunde aus den angebotenen gefrorenen Früchten individuell zusammenstellen lassen kann. Es gibt vier verschiedene Bio-Basis-Eis-Sorten: zwei Milch- und zwei Reismilchvarianten (vegan und laktosefrei). Alle Basis-Eis-Sorten sind bio-zertifiziert und nach eigener Rezeptur hergestellt. Sie enthalten wenig Zucker sowie Fett und sind daher kalorienarm. „Auch Diabetiker, Menschen mit einer Glutenintoleranz und Allergiker müssen sich nicht in Verzicht üben: Für sie gibt es Fruchtsorbets“, führt Brasch weiter aus.
Die Lizenzpartner sind für Messeauftritte, Jubiläumsveranstaltung oder Familienfeste zu buchen. Seinen Gästen kann man somit etwas Außergewöhnliches bieten. Ein Joghurt-Eis mit Meerrettich? Mehr als 365 Sorten können vor den Augen der Gäste zubereitet werden. So kann jeder seine Hausmarke kreieren. Das Unternehmen hilft dabei, die passende Kombination zu finden.
Alle Basis-Eis-Sorten sind bio-zertifiziert
Was in das Eis hineinkommt, entscheidet der Kunde. Es können Kräuter, Bonbons, Früchte, Kekse, Nüsse, Gewürze, Kaffee, Tee oder Pralinen verwirbelt werden. Die Hanns G. Werner GmbH & Co. KG, etwa, kooperierte auf der Süßwaren-Fachmesse ISM bereits zum fünften Mal mit Wolfgang Brasch und präsentierte so ihre Dragées und Zuckerstreusel über die Eis-Kostproben.
Ausruhen ist bei Wolfgang Brasch nicht angesagt. So wird an Rezeptoptimierungen gearbeitet: „Der Agavendicksaft soll eliminiert werden. Der natürliche Zuckergehalt der Zutaten soll genügen, eventuell unterstützt durch Zugabe von Zucker in Bioqualität. Das Ende der Entwicklungen ist aber seitens des Gerätes und des Gesamtkonzeptes nicht erreicht, denn ich will mich der Automatisierung des Vorgangs nicht verschließen.”