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  19.07.2024 | Industrie

Kessko saniert sich in Eigenverwaltung

Die Kessler & Comp. GmbH & Co. KG (Kessko) mit Sitz in Bonn hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit am 17. Juli 2024 beim zuständigen Amtsgericht Bonn einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt.  

Das 1905 gegründete Familienunternehmen hat sich einen hervorragenden Ruf in der Veredelung hochwertiger Rohstoffe wie z. B. Rohkakao, Mandeln, Nüsse und vielen weiteren Zutaten, die für die Herstellung hochwertiger Konditorei- und Süßwaren benötigt werden, erarbeitet. Aufgrund seiner Expertise und Innovationskraft beliefert Kessko nicht nur Konditorei-Handwerksbetriebe und Eisdielen, sondern auch namhafte industrielle Unternehmen der Back- und Süßwarenindustrie.

Mit dem Antrag nutzt Kessko laut Mitteilung „die Chance auf eine nachhaltige Sanierung, um sich wirtschaftlich solide und robust aufzustellen“. Das Gericht hat dem Antrag am 18. Juli 2024 entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Ralf Schlich und Christoph Rohschenkel, beide Geschäftsführer der Kessko, bleiben im Amt und sind weiterhin handlungs- und weisungsbefugt. Gleichzeitig wird die Geschäftsführung durch die beiden Sanierungsexperten und Rechtsanwälte Jens Lieser und Dr. Alexander Jüchser von Lieser Rechtsanwälte mit Sitz in Bonn als Generalhandlungsbevollmächtigte unterstützt. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Rechtsanwalt Dirk Obermüller von der Kanzlei dhpg bestellt. Er wird im Auftrag des Gerichts das Sanierungsverfahren im Interesse der Gläubiger konstruktiv begleiten und die Geschäftsführung überwachen.

Unser primäres Ziel ist es, unser traditionsreiches Unternehmen finanziell wieder auf Spur zu bringen, erfolgreich fortzuführen und die Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Schlich. Die rund 100 Beschäftigten wurden auf einer Mitarbeiterversammlung über die aktuelle Situation sowie über die weiteren Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter seien über die Zahlungen der Bundesagentur für Arbeit von Juli bis Ende September 2024 gesichert. Danach werde das Unternehmen wieder für die Lohn- und Gehaltszahlungen aufkommen. „Für Mitarbeiter und Kunden wird alles wie gewohnt weiterlaufen. Kessko hatte im September 2023 einen Sanierungsplan in die Wege geleitet, der inzwischen bereits Anzeichen für einen erfolgreichen Turnaround zeigt. Dieser Kurs soll nun in der Eigenverwaltung konsequent weiter verfolgt werden. Das Traditionsunternehmen hat gute Aussichten, nach der Sanierung in Zukunft durchzustarten“, erklärt Lieser.

Einer der Hauptgründe für die entstandene Liquiditätslücke des Traditionsunternehmens liege in den zuletzt stark gestiegenen Rohstoffpreisen, insbesondere bei Rohkakao, Kakaobutter und Zucker. Zeitweise hatte sich dieser für Rohkakao aufgrund von Ernteausfällen in Afrika beinahe verfünffacht. Dies traf das Unternehmen in einer Phase, als es den Restrukturierungsprozess bereits angeschoben hatte. Durch die stark gestiegenen Rohstoffpreise wurde die Kostenseite von Kessko erheblich belastet. Als dann auch einige Geschäftspartner auf Vorauszahlungen bestanden, wurden die Liquiditätsreserven zunehmend aufgebraucht, sodass sich die Geschäftsführung entschloss, den eingeschlagenen Kurs der Restrukturierung über die Eigenverwaltung zu beschreiten.

kessko.de